VHS: Wenn Bildung zur Ware wird

“Systemimmanente Daumenschrauben

Dass eine VHS geringe Honorare und keine Beiträge zur Sozialversicherung zahlt, hat damit zu tun, dass die immer geringer werdenden Mittelzuweisungen des Landes und der Druck auf die kommunalen Haushalte durchgereicht werden an die arbeitsweltlichen Underdogs: die Honorarkräfte. 

Flankierend zu den „Daumenschrauben“ grassieren betriebswirtschaftliche Phraseologie und Ideologie. Teils aufgezwungen, teils unkritisch bis autoritätshörig wird die herrschende Terminologie auch für den Weiterbildungsbereich übernommen: Effizienzsteigerung, Zertifizierung, Evaluation, Auditierung, Synergieeffekte, Exzellenz und Kompetenz, Ranking, Coaching und Profiling etc.. So, als stünden sie vor dem Tor zum Paradies. Auch im Sprachlichen wird der Paradigmenwechsel der Verbetriebswirtschaftlichung des Bildungsbereichs sichtbar.”

Ganzer Artikel: http://www.nds-verlag.de/index.php?id=139

Weiterer Link: http://www.die-bonn.de/Weiterbildung/Statistik/Vhs-Statistik/

 

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Mohamed und die Ausländerbehörde

Wie die deutsche Bürokratie es schafft, auch gut ausgebildete Ausländer vom deutschen Arbeitsmarkt fernzuhalten.

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Umfrage zum Förderstopp der berufsbezogenen Deutschkurse

Hallo an alle Lehrkräfte,

wie ihr ja bestimmt mitbekommen habt werden die Kurse für berufsbezogene Deutschkurse nicht mehr gefördert. Uns würde mal interessieren, wie die Betroffenen sich dazu verhalten oder wie die Nicht-Betroffenen sich verhalten würden, wenn sie betroffen wären.Macht es überhaupt noch Sinn, sich für eine Verbesserung der Situation einzusetzen oder sollte man sich lieber was Anderes suchen?

In der Mail einer Lehrkraft an uns heißt es:

Hallo Stephan, am, 01.04. wurde allen Mitarbeitern der Euro-Schule, sofern Sie maßgeblich am ESF-Sprachprogramm beteiligt, z. B. allen Dozenten, mitgeteilt, dass das ESF-Programm ausläuft und eine Fortsetzung ungewiss ist. Wenn es sie gibt, dann unter Bedingungen, die völlig neu sind. Wir sind also alle kurzerhand vor die Tür gesetzt worden. Das betrifft alle Einrichtungen – bundesweit. Also, eine Nachricht ZUM WEITERLEITEN.“

Daraufhin haben wir gefragt:

Mich würde mal interessieren, was Du jetzt machst. Wartest du darauf, ob sie im nächsten Jahr wieder aufgelegt werden? Ich bin gerade dabei, den Artikel für Migazin zu schreiben und würde gerne einen O-Ton einer Lehrkraft beifügen, die vom Förderstopp betroffen ist. Wovon lebst du denn jetzt? Willst du weiter im Integrationsbereich bzw. in den Deutschprogrammen für Ausländer arbeiten? Glaubst du, dass sich die Situation bessern wird?“

Und die Antwort:

ich würde auch gern mal wissen, was bei diesen Kreisen “BamF”und “ESF”- Geldverteilern eigentlich los ist. Vor etwa einer Woche – ich wollte gerade die Leiterin meiner Euro-Abteilung in X nach den Aussichten der Fortbildungsmaßnahmen für den “Sprachcoach”, den ich für die Zeit nach Anfang Juli, dem vorgesehenen Ende meines Arbeitsverhältnisses als Deutsch B2+ Lehrers, anvisiert hatte, fragen, da erzählte sie, gerade habe sie aus zwei Telefonaten mit BamF-Leuten erfahren, dass doch nun Gelder für weitere Kurse locker gemacht worden sind. – Ich war natürlich erstmal von den Socken, ein Stein fiel mir vom Herzen. – Inwieweit das für andere Schulen, andere Bundesländer gilt, weiß ich nicht. Habe nur erfahren, dass in Baden-Württenberg andere sozielverträgliche Regelungen gelten sollen. Alles das ist, laut Auskunft meiner Chefin, inoffiziell, ein Gerücht, das du also auch nicht als Tatsache in deinem Artikel übernehmen kannst. Ich weiß auch nicht, wie langfristig diese Fortsetzung geplant ist. Vielleicht erfährst du ja von anderen was – dann wäre ich dir natürlich dankbar, wenn du das an meine Adresse weitergibst, bzw. wie komme ich an deinen Migazin-Artikel?“

Unsere Frage an euch ist nun, wie ihr das alles beurteilt. Wir möchten die Antworten gerne in unserem Blog veröffentlichen, der sich hier befindet: https://bmoc85.wordpress.com/

Der Artikel für Migazin muss bis Donnerstag fertig sein, weil er Freitag erscheint bei www.migazin.de. Natürlich veröffentlichen wir keine Namen von Lehrkräften, sondern zitieren nur anonym.

Beste Grüße

Georg Marion Stephan

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PS: Hier noch einige Links zum Thema:

http://www.abendblatt.de/region/pinneberg/article127408552/Erfolgreiches-Integrationsprogramm-der-VHS-auf-der-Kippe.html
http://www.fr-online.de/integration/integration-muettern-droht-ausschluss-von-sprachkursen,4384070,26924152.html
http://www.geowis.de/product_info.php?products_id=1569%3FosCsid%3D3adeb79b1c9c90ab2154f3506acc0700
http://www.fnp.de/lokales/frankfurt/Berlin-findet-Geld-fuer-Sprachkurse;art675,826783
http://www.migazin.de/2014/05/02/eugh-generalanwalt-sprachanforderungen-ehegattennachzug-eu/2/

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Bald auch prekäre Arbeitsverhältnisse an der BBS Melle?

06.04.2014

Berufsbildende Schulen
des Landkreises Osnabrück in Melle
Lindenstraße 1
D-49324 Melle

an:
– das Lehrerkollegium der BBS Melle

Kopie an:
– 630 Lehrkräfte in Integrationskursen

Sehr verehrtes LehrerInnenkollegium der Berufsbildenden Schule Melle,

wir sind eine Gruppe von Lehrkräften, die in Integrationskursen tätig sind und sich besonders für die Qualität und die Arbeitsverhältnisse in den Integrationskursen interessieren.

Mit großem Interesse haben wir den Bericht in der Osnabrücker Zeitung vom 02.04.2014 gelesen.

Hier steht, dass die BBS Melle nun einen Sprachkurs für jugendliche Migranten anbietet. Das finden wir sehr gut und wir begrüßen auch, dass eine berufsbildende Schule einen solchen Kurs anbietet. Solche Sprachkurse sind nämlich, genau wie der Deutsch- und der Matheunterricht, eine berufsvorbereitende Maßnahme, und nicht etwa eine „Weiterbildung“.

Nach unserer Meinung könnten sämtliche Integrationskurse, die auf den Einstieg ins Berufsleben vorbereiten sollen, an Berufsschulen oder Berufskollegs abgehalten werden. Gerade in Zeiten sinkender SchülerInnenzahlen ist die sprachliche und berufliche Integration ein interessantes neues Aufgabenfeld für Berufsschulen und Berufskollegs.

In dem Artikel der Osnabrücker Zeitung lesen wir: „Die weiterführenden Schulen der Stadt könnten kein adäquates Angebot aufgrund der ohnehin bereits dünnen Personaldecke vorhalten.“ Wir würden das nicht so affirmativ sehen, sondern wir würden vorschlagen, dass auch die weiterführenden Schulen Angebote für Deutsch als Zweitsprache machen sollten. Das Land sollte hier mehr Geldmittel in die Hand nehmen. Wer von einer deutschen Schule abgeht, der / die sollte gut deutsch sprechen und schreiben können. Das gilt besonders für Kinder von MigrantInnen, die sonst kaum berufliche Chancen hätten. In den Integrationskursen arbeiten genügend gut ausgebildete Lehrkräfte, die problemlos in den Schulen und den berufsbildenden Schulen die deutsche Sprache unterrichten könnten.

Wir stutzten, als wir lasen, dass die Kosten für den Sprachkurs an der BBS Melle „dankenswerterweise“ von der VHS Osnabrücker Land übernommen werden. Wir fragen uns, warum eine VHS die Kosten übernimmt, für die doch eigentlich das Schulministerium zuständig ist. Dann lesen wir etwas von einer „Kooperation mit der VHS“. Weiter lesen wir, dass Sie sagen, dass „zusätzliche Sprachförderangebote nach dem Vorbild der Integrationskurse für erwachsene Zuwanderer dringend notwendig“ seien. Hier fragen wir uns, was Sie an dem Vorbild der Integrationskurse für Erwachsene gut finden? Wir unterrichten ja selbst in diesen Kursen, teilweise auch bei Volkshochschulen und sehen da nicht viel Gutes.

Diese Kurse weisen eine durchweg schlechte Qualität auf, lediglich die Hälfte der TeilnehmerInnen schafft das angestrebte Ziel, das B1-Zertifikat. Es gibt bei diesen Kursen meistenteils kein externes Qualitätsmanagement, und die Arbeitsbedingungen sind häufig Gegenstand von Klagen vor den Arbeitsgerichten. Die Lehrkräfte arbeiten auf Hartz IV-Niveau, müssen nicht selten mit Arbeitslosengeld II aufstocken und den Unterhalt für ihre Kinder beim Jugendamt erbetteln. Eine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall gibt es nicht, und wer sich über diese miesen Arbeitsbedingungen beschwert, der wird rausgeworfen, denn Lehrkräfte in Integrationskursen haben keinen Kündigungsschutz, weil sie als (Schein-)Selbstständige „freiberuflich“ arbeiten.

Wir fragen uns, ob die BBS Melle solche Arbeitsbedingungen unter ihrem Dach tolerieren will.

Uns würde interessieren, ob die Lehrkräfte Ihrer Schule bereit sind, 25 Unterrichtseinheiten pro Woche für 980 € netto zu unterrichten. Das sind realistische Zahlen in der Integrationskursbranche, nach Abzug der Kranken- und Rentenversicherungsbeiträge. In einem jüngst erschienenen Buch über die „Weiterbildung im Wandel. Profession und Profil auf Profitkurs“ heißt es: „Hieraus folgt das Problem, dass hauptamtliche Honorarlehrkräfte in der Weiterbildung zum Teil keine Absicherung im Krankheitsfall aufweisen und zudem keine Vorsorge für das Alter treffen können und ihnen Altersarmut droht.“1 So sind die Zustände in den Integrationskursen. Genau wegen solcher Zustände hat sich vor knapp drei Jahren unsere Initiative gebildet.

Die Lehrkräfte in Integrationskursen machen im Prinzip die gleiche Arbeit wie die Lehrerinnen und Lehrer an öffentlichen Schulen. Für die Tätigkeit in einem Integrationskurs benötigt man ein abgeschlossenes Hochschulstudium und eine Zusatzqualifikation im Bereich „Deutsch als Zweitsprache“. Wer diese Voraussetzungen erfüllt, der kann – zumindest in NRW – an jeder öffentlichen Schule Vertretungsunterricht erteilen, auch an den Berufskollegs. Wenn die Länder wollten, dann könnten sie Sprachkurse für junge MigrantInnen an jeder öffentlichen Schule etablieren und die DaZ-Lehrkräfte fest einstellen.

Billiger ist für das Land jedoch die Kooperation mit einer VHS, denn über diesen Weg kann man die Lehrkräfte weiterhin als “Freiberufler” anheuern. Das gilt für die Kolleginnen und Kollegen, die in den Volkshochschulen arbeiten, und es gilt noch stärker für diejenigen, die einen Vertrag mit einer VHS haben, aber an einer Berufsbildenden Schule „eingesetzt“ werden, so als wären sie in der Leiharbeitsbranche. Wenn die Lehrkräfte an der BBS Melle Deutschkurse geben, dann sind sie in den Betriebsablauf Ihrer Schule eingebunden. Der Arbeitgeber (die VHS) ist dann verpflichtet, Sozialversicherungsbeiträge zu zahlen. Tut sie das nicht, verstößt sie gegen § 266 a StGB.Das Gesetz sieht Haftstrafen von bis zu 5 Jahren vor.

Die Lösung des Problems besteht darin, dass man der Landesregierung erklärt, dass mehr Stellen für DaZ-Unterricht an den Schulen geschaffen werden müssen. Die LehrerInnen müssen fest eingestellt und anständig bezahlt werden. Die VHS als Zwischenhändler einzuschalten, nur um die Lehrkräfte als “Freiberufler” zu deklarieren, damit der Arbeitgeber sich die Sozialversicherungsbeiträge sparen kann, ist der falsche Weg.

Wir würden uns freuen, wenn Ihr Kollegium sich intern über die Frage beraten würde, ob man einen zweiten, prekären Arbeitsmarkt an Ihrer Schule etablieren will. Wenn der DaZ-Unterricht an Ihrer Schule schon von Externen gemacht werden kann, dann kann man in Zukunft praktisch jedes Unterrichtsfach von billigen VHS-Freiberuflern unterrichten lassen. Das Normalarbeitsverhältnis erodiert seit vielen Jahren und es gibt seit Jahren Versuche, atypische und prekäre Arbeitsverhältnisse in die Schulen einzuführen.

Wir können Ihrem Kollegium und der Schulleitung nur dringendst empfehlen, das Integrationskursmodell nicht in die Schulen zu implementieren und die Schulen auch nicht durch eine „Kooperation“ mit einer VHS dafür zu öffnen.

Falls Sie Rückfragen haben oder unseren Brief kommentieren möchten können sie sich gerne an uns wenden. Wir schicken diese Mail wie immer auch an ca. 660 Lehrkräfte in Integrationskursen, um auf die Gefahr einer Ausbreitung unserer prekären Arbeitsverhältnisse hinzuweisen. 


Mit freundlichen Grüßen

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Antwort des Bundesministeriums des Inneren

Hier die Antwort des Bundesministerium des Inneren auf die Anfrage des Trägers CR-Sprach-Schulungen.

140326 – Antwort Vergütungssicherheit BMI

 

Kommentar folgt:

 

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Offener Brief an das BAMF

28.03.2014

an:
– den Präsidenten des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, Herrn Dr. Schmidt
– die Abteilungsleiterin Integration des BAMF, Frau Jordan
– Firma CR Sprach-Schulungen, Nürnberg
– 630 Lehrkräfte in Integrationskursen
– Interessierte WissenschaftlerInnen aus den sozial- und bildungswissenschaftlichen Fakultäten

 
Betr.: Integration – Unterrichtsqualität – Bezahlung – Konzeptqualität


Sehr geehrter Herr Dr. Schmidt,
Sehr geehrte Frau Jordan,
Sehr geehrte Damen und Herren,

die Initiative Bildung Prekär ist ein Bündnis von bundesweit über 650 freiberuflichen DaF/DaZ-Lehrkräften in Integrationskursen.

Viele Menschen aus den Eurokrisenländern und aus Ländern, wo Krieg und Zerstörung keine nachhaltigen Lebensperspektiven ermöglichen, werden in den nächsten Jahren zunehmend nach Deutschland kommen.

Deutschland ist immer mehr auf Menschen aus dem Ausland angewiesen, die bei uns arbeiten und damit Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Migranten und Migrantinnen sollen dem Sozialstaat nicht zur Last fallen, also eine sozialversicherungspflichtige Arbeit aufnehmen, wofür ausreichende Deutschkenntnisse die erste Voraussetzung ist.

Hierfür hat das BAMF vor Jahren ein Integrationskonzept vorgelegt, das seit Jahren von Sprachschulträgern, Lehrkräften und Wissenschaftlern zu Recht scharf kritisiert wird. Es geht in weiten Teilen an der Realität, am Bedarf und an den drängenden Erfordernissen weit vorbei.

Kurz: das Integrationskonzept weist gravierende qualitative Mängel auf, weil es nicht zielführend ist und deshalb Migranten und Migrantinnen, Lehrkräfte und Sprachschulträger darunter leiden. Da das BAMF dem Bundesinnenministerium untergeordnet ist und nicht entsprechend den Inhalten einem Bundesministerium für Bildung oder Arbeit und Soziales, ist es nicht verwunderlich, dass das BAMF völlig ungerührt von diesen hinlänglich bekannten und allerorts beklagten und diskutierten Erkenntnissen bisher keine erkennbare Notiz nimmt.

Stattdessen versucht das BAMF diese eklatanten Mängel am Konzept für Integration mit strengen und oft realitäts- und praxisfernen Qualitätsanforderungen an Schulträger und Lehrkräfte wettzumachen.
Ein Beispiel sind die Zusatzqualifizierungen für Lehrkräfte in Alphabetisierungskursen. Das BAMF schreibt den Trägern vor, welche Qualifikationen die angeblich “selbstständigen” Lehrkräfte haben müssen, um in Alphabetisierungskursen unterrichten zu dürfen. Eine Honorarhöhe kann das BAMF den Trägern aber nicht vorgeben, weil das angeblich in die Vertragsfreiheit zwischen Träger und Lehrkraft eingreifen würde.

Gleichzeitig ist das BAMF aber nicht willens, diese letztlich völlig wirkungslosen Qualitätsanforderungen an Schulträger und Lehrkräfte im erforderlichen Maße finanziell zu fördern.
Das Integrationskonzept ist nur dort tatsächlich eine „Erfolgsgeschichte“, wo durch diese unzureichende und vor allem billige Konzeption sehr viel Geld eingespart wird. Hinsichtlich des Ziels, Zuwanderer durch aufgezwungenen Deutschunterricht in 600, bzw. 900 Unterrichtseinheiten in die deutsche Gesellschaft zu integrieren, kann von einer „Erfolgsgeschichte“ nicht die Rede sein. Auch ein aufgezwungener Kurs „Leben in Deutschland“ ist als Orientierungshilfe in der deutschen Gesellschaft in der vorliegenden Fassung nicht nur überwiegend ungeeignet, sondern steht in vielen Einzelfällen sogar einer Integration im Wege.

Das BAMF fordert mit hohem Druck von den Lehrkräften optimale Unterrichtsqualität, ignoriert aber völlig, dass das Ergebnis nur mäßig sein kann, wenn die Lehrkräfte aufgrund der Bezahlung, die für sie existenzbedrohend niedrig ist, wenig motiviert sind, das in teuren Zusatzqualifikationen Gelernte mit oft hohem unbezahlten Vorbereitungs- und Durchführungsaufwand unter enormem Zeitdruck in 600, bzw. 900 Unterrichtseinheiten umzusetzen. Die Lehrkräfte erhalten durch die BAMF-Zulassung die Berechtigung zu unterrichten, aber die Fortbildungen alleine sichern noch längst keine Garantie für die Qualität der Kurse. Für die gute Qualität des Unterrichts sind viel mehr die Rahmenbedingungen entscheidend, dazu gehört im besonderen Maße auch die Bezahlung. Das BAMF ignoriert auch, dass die Schulträger nur das Geld an die Lehrkräfte an Honorar weitergeben können, was sie vom BAMF bekommen – derzeit 2,94 EUR/UE und anwesendem TN oder 20 EUR/UE Mindesthonorar.

Das sind für die als nahezu allerorts selbstständig eingestuften und beschäftigten Lehrkraft ca. 5,50 EUR/UE netto – auf den Monat (28 UE pro Woche) gerechnet ca. 900 EUR = Hartz IV-Niveau. Die KursteilnehmerInnen sind i.d.R. mittellos und können dem Sprachschulträger ebenfalls keinen Gewinn einbringen, der Vertragsfreiheit mit der selbstständigen Lehrkraft ermöglichen könnte.

Durch die Unterbezahlung qualitativ hochwertigen Deutschunterrichts greift das BAMF nicht nur massiv in die Vertragsfreiheit zwischen Träger und selbstständiger Lehrkraft ein, sondern es verhindert diese Freiheit sogar. Den Lehrkräften werden zudem die Fahrkosten zu den wenigen vom BAMF zugelassenen Bildungseinrichtungen, ggf. auch die Unterbringungskosten, der Verdienstausfall durch die Teilnahme an diesen Kursen, die Investition zumindest eines Wochenendtages mit hohem Erholungswert und sicher bald auch die kompletten Kurskosten selbstverständlich auferlegt und zugemutet. All das hat keinen Einfluss auf die tatsächliche Qualität Ihrer Integrationsbemühungen, da durch Dumpinghonorare die Motivation, hochwertigen Unterricht zu geben nicht hoch sein kann und vor allem, weil das ganze Integrationskonzept qualitativ auf niedrigem Niveau und nicht zielführend ist.

Unsere Fragen an das BAMF sind daher:

1. Warum verbessern Sie nicht entsprechend wissenschaftlicher Erkenntnisse die Qualität Ihres Integrationskonzepts auf das erforderliche Maß und statten es finanziell entsprechend aus?

2. Warum lassen Sie sich dabei nicht von wissenschaftlichen Fachleuten und Lehrkräften beraten, die täglich mit Zuwanderern und ihren Problemen zu tun haben und arbeiten müssen? Wir stehen dafür gern zur Verfügung. So entstünde auch ein vertrauensvolles, konstruktives Miteinander zwischen BAMF, Trägern und Lehrkräften und nicht, wie bisher und derzeit, ein destruktives Gegeneinander!

3. Warum orientieren Sie sich an den wenigen „Schwarzen Schafen“ bei Sprachschulträgern und glauben, Sie könnten dadurch Betrug und Unterricht minderer Qualität entgegenwirken? Weder sehen sich Träger zum Betrug genötigt, noch unterrichten Lehrkräfte unmotiviert lustlos, wenn die Finanzierung ihrer qualitativ hochwertigen Leistungsanforderungen im gerechten und sozial verträglichen Verhältnis zur Bezahlung steht und die Konzeption für alle Beteiligten alltagsrelevant und praxisnah ist und jedem/jeder reale Chancen zur Integration gibt.

4. Warum untergraben Sie selbst Ihren eigenen Qualitätsanspruch an Deutschunterricht mit völlig unzureichenden 2,94 EUR/UE und anwesenden TN, und stocken diesen Betrag nicht zumindest auf 6 EUR auf, damit die Lehrkräfte entsprechend Ihren Qualitätsanforderungen und Erwartungen bezahlt werden können?

5. Wie kommentieren Sie den Artikel im Flensburger Tageblatt mit dem Titel “Staatliches Lohn-Dumping in der VHS”? Ihre Behörde organisiert und verteidigt dieses Lohn-Dumping mit den Worten: „Mit dieser Anpassung ist seitens des Bundesamts die Erwartung verknüpft, dass sich die Lehrkräftevergütung insgesamt verbessert“, teilte Pressesprecherin Christiane Germann mit.”
Wir glauben hingegen, dass das BAMF ganz bewusst die miserable Situation der Lehrkräfte verschleiert und schönredet. Wir glauben nicht, dass das BAMF die personellen Ressourcen hat, um gute Integrationskurse zu organisieren, sondern dass das BAMF mit dieser Aufgabe überfordert ist. Deshalb findet man auf der Webseite des BAMF unter “Ansprechpartner – Integration – Bewertungskommission” nur eine leere Seite. Es gibt beim BAMF kein Qualitätsmanagement, das den Namen verdient.
Über die berufsbezogene Sprachförderung heißt es: “Das Programm verbindet effektiv Deutschunterricht, berufliche Qualifizierung und Praktikum miteinander und hilft zugewanderten Menschen auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.” Wir gehen davon aus, dass das BAMF diese Aussage nicht mit belastbaren Zahlen untermauern kann.   
Das BAMF ist noch nicht einmal in der Lage sicherzustellen, dass Fahrkosten von den Trägern an die KursteilnehmerInnen weitergeleitet werden. Uns würde interessieren, wieviel an öffentlichen Steuergeldern bei den Trägern “versacken”, weil das BAMF die Weiterleitung der Fahrtkosten an die KursteilnehmerInnen nicht kontrolliert.     

Aus Ihrer „Erfolgsgeschichte“ des Geldsparens trotz hoher Qualitätsanforderungen könnte sehr viel ehrlicher und effektiver als bisher eine Erfolgsgeschichte der Integration von Migranten und Migrantinnen in die deutsche Gesellschaft werden – ganz ohne weitere kostenaufwendige Zusatzqualifikationen! Die Lehrkräfte sind bereits seit vielen Jahren gemessen an den Dumpinghonoraren, für die Sie hauptverantwortlich sind, weit überqualifiziert.

Sie finden diesen Brief auch im Internet. Wir würden uns über eine Antwort Ihrerseits freuen, die wir dann gerne auch ungekürzt ins Internet stellen.

Mit freundlichen Grüßen

Stephan Pabel, Bonn, pastep@hotmail.com
Georg Niedermüller, bmoc85@web.de
Marion Bergmann, marion.bergmann@versanet.de
 – Initiative Bildung Prekär –

 

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Offener Protest eines Trägers zur Abrechnung in Integrationskursen

Trägerschreiben an de Maizière und Özoguz

Hier ein hervorragendes Beispiel für einen mutigen Träger, der bei den Damen und Herren PolitikerInnen anfragt, wie er von den 2,94 € pro Stunde pro Teilnehmer seine Lehrkräfte anständig bezahlen soll. Es wäre toll, wenn sich andere Träger dieser Frage anschließen würden, anstatt den Sparwahn des BAMF stillschweigend auf die Lehrkräfte abzuwälzen.

 

 

 

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Offener Brief an Aydan Özoğuz, Integrationsbeauftragte

07.01.2014

An die Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration,

Staatsministerin Aydan Özoğuz

Kopie an: Mehmet Kilic (Grüne)

Kopie an: Sevim Dagdelen (Linke)
Kopie an: 630 Lehrkräfte

Sehr geehrte Frau Aydan Özoğuz,

vermutlich sind gerade dabei, sich in Ihr neues Amt einzuarbeiten, um es in den folgenden Jahren optimal auszufüllen und den vielfältigen Aufgaben zumindest gerecht werden zu können, sicher aber auch, um Missstände in diesem Bereich mit dringend erforderlichen Änderungen und innovativen Ideen abzustellen. Wir sind eine Gruppe von Lehrkräften in Integrationskursen, die Sie bei dieser Aufgabe gerne unterstützen würden.

1. Wir wollen bei Ihrer Politik mitreden

Wir freiberuflichen DaF/DaZ-Lehrkräfte in Deutschland gehen davon aus, dass Sie dabei auch auf Informationen gewissermaßen von der Basis, also auch von uns interessiert sind. Integration wird im ersten Schritt durch deutsche Sprachkenntnisse ermöglicht und die vermitteln nur wir an Volkshochschulen und privaten Schulträgern vor allem in sogenannten Integrations-, Alpha- und Orientierungskursen (LID). Wir bringen unser Wissen über das Thema Integration in die politische und wissenschaftliche Diskussion ein. 

2. Unsere Arbeit ist mehr wert

Durch unsere Arbeit bekommt der Migrant, die Migrantin nach Bestehen des DTZ (Niveau B1 nach GER) die Chance auf einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz und wird damit auch zum Steuerzahler. Die Arbeit der DaF/DaZ-Lehrkräfte ist daher unbestritten von hoher gesellschaftlicher Bedeutung. Die Ansprüche an die Qualität unserer Arbeit ist daher hoch: Wir müssen ein abgeschlossenes Hochschulstudium und eine Zusatzqualifikation für Integrations- und ab 2014 auch für Alphakurse nachweisen. Darüber hinaus werden wir angehalten, an einschlägigen Fortbildungen teilzunehmen. Nicht zuletzt wird von uns eine hohe Motivation und soziale Kompetenz erwartet, die nicht nur einen qualitativ hochwertigen, sondern auch einen möglichst reibungslosen Unterricht in den in der Regel äußerst heterogenen Integrations- und Alphakursen gewährleistet.

3. Rechtsunsicherheit ist eine Gefahr für Lehrkräfte und Träger

Dessen ungeachtet und diametral im Gegensatz dazu wird unsere Arbeit bezahlt.
Die meisten DaF/DaZ-Lehrkräfte in Deutschland sind unfreiwillig freiberuflich. Sie gelten sozialversicherungsrechtlich als Selbstständige, wobei dieser für Schulträger aber auch für die Bundesregierung kostengünstige Status nur durch die Bewahrung der dramatischen Rechtsunsicherheit bzgl. „selbstständig“, „arbeitnehmerähnlich“ und „abhängig beschäftigt“ aufrechterhalten werden kann. Volkshochschulen und private Sprachschulträger fürchten bei jeder von einer Lehrkraft eingereichten Statusklage um ihre Existenz und drohen daher der Lehrkraft mit dem Entzug von Lehraufträgen, wenn diese z.B. eine Statusfeststellung oder einen Urlaubsanspruch nach BUrlG für arbeitnehmerähnliche Beschäftigungsverhältnisse beantragt oder einklagt. Viele dieser Statusklagen ziehen sich über Monate und Jahre hin, weil die Rechtslage unklar ist und oft mit euphemistischer Wortakrobatik und Haarspalterei ein Unterschied zwischen einem angestellten Fremdsprachenlehrer an öffentlichen Schulen und einer unfreiwillig freiberuflichen DaF/DaZ-Lehrkraft winkeladvokatisch wahrheitsverknitternd herausgearbeitet wird, um strafbare Scheinselbstständigkeit auszuschließen. Die hätte ja auch finanziell verheerende Konsequenzen für alle Schulträger – und auch für die Bundesregierung und ihre Integrationspolitik! Dabei sind die Urteile je nach Gericht oder DRV bei gleichem Sachverhalt durchaus immer wieder vereinzelt hie und da unterschiedlich. Wir Lehrkräfte halten diese Rechtsunsicherheit mit der für eine westliche Demokratie unwürdigen Rechtsprechung für sittenwidrig und fordern hier Rechtssicherheit!

4. Vertragsfreiheit zwischen Lehrkraft und Träger ist eine Farce

Für sittenwidrig halten wir Lehrkräfte auch das Argument der Bundesregierung, dass sie in die Vertragsfreiheit zwischen Auftraggeber (Schulträger) und Auftragnehmer (Lehrkraft) nicht eingreifen darf. Das ist nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtsäußerst fragwürdig. Das BVG hat in einer anderen Branche entschieden: der Gesetzgeber darf die Berufs- und Vertragsfreiheit der Verwerter „durch zwingendes Gesetzesrecht begrenzen, um sozialen oder wirtschaftlichen Ungleichgewichten entgegenzuwirken.“ (Zitiert nach mediafon.de). Der Gesetzgeber kann die Träger also sehr wohl zwingen, ein bestimmtes Gehalt zu zahlen, er müsste nur die benötigten Mittel zur Verfügung stellen. Bei der Frage, ob eine Lehrkraft abhängig beschäftigt ist oder freiberuflich arbeitet, besteht übrigens keine Vertragsfreiheit.

5. Warum in den Integrationskursen kein „freier Markt“ herrscht

Die Bundesregierung rechnet in Zukunft mit einem Bedarf von 219 Mio. € für die Integrationskurse, stellt aber nur 205 Mio. € zur Verfügung, und somit greift sie sehr wohl in die Vertragsfreiheit ein, indem sie das BAMF finanziell so unzureichend ausstattet, dass es an die Schulträger offenbar nur 2,94 Euro pro Unterrichtseinheit (UE) und anwesenden Kursteilnehmer zahlen kann. Der Schulträger ist mit diesem Minimalbetrag nicht in der Lage, über Honorare Verhandlungen zu führen oder qualitäts-/leistungsgerechte Honorare anzubieten. So entsteht auch kein Wettbewerb auf dem Markt. Es gibt daher auch für die Lehrkräfte keinerlei Freiheiten in der Vertragsgestaltung. Ungerechtfertigt, meist auch wegen der vermutlich gewollten Rechtunsicherheit auch eigentlich unrechtmäßig deklarierte, unfreiwillig freiberufliche DaF/DaZ-Lehrkräfte erhalten daher nur Dumpinghonorare in der Regel von 20 EURO/UE. Die Schulträger haben folglich. für mehr wegen der Unterfinanzierung der Bundesregierung keinen Spielraum. Völlig ignoriert wird auch dabei, dass der „Kunde“ der Sprachschule meist als Hartz IV-Empfänger zahlungsunfähig ist und dem Schulträger keinen Gewinn einbringen kann, mit dem er sich eine Vertragsfreiheit zwischen ihm und der Lehrkraft erwirtschaften könnte.

6. Warum Lehrkräfte mit Hartz IV aufstocken müssen

Von diesen 20 Euro/UE verbleiben einer „selbstständigen“ Lehrkraft bei angenommen 25 UE/Woche im Jahr 11.890,85 Euro im Jahr = 990,85 im Monat. Hier ist der durchschnittliche totale Verdienstausfall bei Krankheit und Urlaub mitgerechnet. Das ist in etwa Hartz IV-Niveau! Nicht wenige Lehrkräfte stocken mit Hartz IV auf! Die Arbeitgeberanteile von SV spart dabei der Schulträger, aber auch der für die Integrationspolitik verantwortliche Auftraggeber für Integrationskurse/Erwachsenenbildung = die Bundesregierung ein. Genauer gesagt ist es das Budget des Bundesinnenministers, in dem die Sozialbeiträge eingespart werden, die wir nicht an unsere Sozialversicherungsträger weiterleiten können.

7. Die Motivation der Lehrkräfte

Diese Geschäftsgebaren und -konditionen erinnern an unseriöse dubiose Kleinunternehmer im Schmuddelviertel einer Stadt, die sich mit Winkeladvokaten an der Grenze zwischen Recht und Unrecht am Leben erhalten. Sie können sich vorstellen, wie sich all das auf die Motivation der Lehrkräfte auswirkt, qualitativ hochwertigen Unterricht anzubieten. Gute und motivierte Lehrkräfte unterrichten mit diesem Dumpinghonorar am Existenzminimum mit innerer Kündigung und sind weg, sowie sie eine bessere Festanstellung gefunden haben. Ungeachtet dessen stellt das BAMF in unverfrorener Dreistigkeit immer höhere Qualitätsansprüche an die Lehrkräfte. Die Zusatzqualifikationen müssen die Lehrkräfte selbst bezahlen, haben aber selbst keinen Cent von dieser Qualitätsverbesserung ihres Angebots. Die 700 Euro, die das BAMF für ein paar Monate 2013 die Zusatzqualifikation für Alphakurse pro Lehrkraft zur Verfügung stellte, finanzierte nicht den Verdienstausfall durch die Teilnahme, nicht die Fahrkosten zum Schulungsort und nicht die ggf. anfallenden Unterbringungskosten. Das eine/und oder das andere musste die Lehrkraft jedenfalls selbst tragen und zusätzlich zumindest einen Wochenendtag dafür investieren. Das ist beste Unterrichtsqualität zum Nulltarif!

8. Institutionelle Reformen der Integrationspolitik

Die Qualität des Integrationskonzepts des BAMF bzgl. Kursdauer, Tests, Alphakurse, Orientierungskurse hingegen geht dabei weit an den dringenden Notwendigkeiten, an der Alltagsrelevanz der Migrantinnen und Migranten, an der Alltagsrealität der Unterrichtspraxis und den Konditionen vorbei. Das Bundesinnenministerium – zuständig im Wesentlichen für die innere Sicherheit – ist bezeichnenderweise dafür zuständig und zeigt hier in ganzer Breite seine in Bildungsangelegenheiten naturgemäße unter Fachleuten unbestrittene Inkompetenz.

Der Rat für Migration fordert derzeit eine Herauslösung der Integrationspolitik aus dem Bundesinnenministerium. (siehe z.B. den Artikel Klaus Bades bei MIGAZIN.) Auch die Abgeordneten Mehmet Kilic (Grüne) und Sevim Dağdelen (Linke) unterstützen diesen Vorschlag. Wir brauchen ein ‚Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Migration und Integration‘, so wie es der Rat für Migration vorschlägt.

Integration ist aber nicht nur auf Bundesebene wichtig, sondern auch in den Schulen der Länder. In ihrer „Resolution zum Status und zur Entwicklung des Fachs Deutsch als Zweitsprache (DaZ) in Deutschland“ schreiben Prof. Dr. Ernst Apeltauer von der Universität Flensburg, Prof. Dr. Rupprecht S. Baur von der Universität Duisburg-Essen und Prof. Dr. Jörg Roche von der Ludwig-Maximilians-Universität München: Neben allgemeinen grundlegenden Kenntnissen und Fähigkeiten in DaZ, über die alle Lehrkräfte verfügen sollen, bedarf es an den deutschen Schulen auch der Expertinnen und Experten für Sprach- und Kulturkontakte und Integrationsförderung – also der Expertinnen und Experten für DaZ. Diese Expertinnen und Experten entwickeln an den Schulen in Abstimmung mit den Fachkräften und Eltern Sprachförderprogramme, die eine sinnvolle Verankerung und Einbettung in interkulturell orientierten Schulprogrammen gewährleisten.“ (S. 36).
http://www.fadaf.de/de/daf_angebote/daz/daz_in_der_lehrerausbildung_juli_2010.pdf

In einem rot-grün geführten Land wie NRW ist ein zusätzlicher Deutschunterricht für Kinder von MigrantInnen zur Zeit nach unserer Kenntnis gar nicht vorgesehen. Es ist ein Skandal, dass wir als DaZ-Experten mit langjähriger Berufserfahrung nicht problemlos an einer Hauptschule Deutsch als Ergänzungsfach unterrichten dürfen! Dazu heißt es in obiger Quelle: „An Schulen gibt es einen erheblichen Mangel an Lehrkräften, die für DaZ qualifiziert sind.“ (ebd., S. 38) Leider muss von uns, wer nicht auf „Lehramt“, sondern nur auf „Magister“ studiert hat, vor den Türen des deutschen Schulsystems stehen bleiben.

Da Sie selbst „Migrationshintergrund“ haben, hoffen wir sehr, dass wir heute unfreiwillig freiberuflichen DaF/DaZ-Lehrkräfte mit abgeschlossenem Hochschulstudium und Zusatzqualifikationen noch in dieser Legislaturperiode mit einer sicheren Festanstellung Fremdsprachenlehrkräften an öffentlichen Schulen gleichgestellt werden und die Honorardiskussion endlich vom Tisch kommt und damit die Gefahr der Scheinselbstständigkeit für uns und die Schulträger endlich ausgeräumt wird. Und wir hoffen, dass endlich die Kritik an der Unsinnigkeit der derzeitigen Integrationskonzepte bzgl. Integrations-, Alpha- und Orientierungskurs gehört und aufgegriffen wird und auch mit unserer Mitwirkung neu und sinnvoll entwickelt werden kann. Hier wie dort besteht dringender Handlungsbedarf!

Mit freundlichen Grüßen

Stephan Pabel, Marion Bergmann und Georg Niedermüller
– Initiative Bildung Prekär –

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An den Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB)

Sehr geehrte Damen und Herren,

sehr gerne helfen wir Ihnen dabei, mit einem Kollegen oder einer Kollegin über die Rentenversicherung ins Gespräch zu kommen.

Wir Lehrkräfte sind ja eigentlich dazu verpflichtet, in die Rentenkasse einzuzahlen, die meisten können es aber nicht, weil das Einkommen dafür nicht ausreicht.

Die Integrationskurse werden vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge finanziert, welches ein bestimmtes Budget zur Verfügung hat und damit auskommen muss.
Wie viele Lehrkräfte davon bezahlt werden müssen weiß das BAMF nicht, denn das BAMF bezahlt nur die Träger, die dann ihrerseits nach Abzug ihrer Kosten den Rest an die
Dozenten verteilen. Die Dozenten sind die letzten in der Hierarchie und können zumeist nichts mehr an die Rentenversicherung weiterleiten. Das stellt zwar eine
Ordnungswidrigkeit dar, aber was soll man machen? Wir werden vom BAMF dazu genötigt, für diese elendigen Hungerhonorare zu arbeiten, und wem das nicht passt, der kann sich ja arbeitslos melden.   

Das BAMF erzählt uns seit Jahren das Lügenmärchen, dass es den Trägern nicht vorschreiben kann, wie viel sie den Lehrkräften zahlen müssen. Andererseits macht das BAMF den Trägern exakte Vorgaben, wie der ganze Papierkram erledigt werden muss. Die Träger erwarten von den Lehrkräften, dass es genau so gemacht wird, wie das BAMF es wünscht. Andererseits
erzählen die Träger, besonders die Volkshochschulen, dass die Lehrkräfte ja “selbstständig” seien, und dass man ihnen deshalb nichts zu ihren Sozialversicherungsbeiträgen beisteuern muss.
Die Volkshochschulen haben damit der Rentenversicherung Bund nach unserer Meinung einen Schaden in Höhe von 243 Millionen € zugefügt.

Hier unsere Berechnung: 150 € pro Lehrkraft pro Monat in den letzten 9 Jahren ergibt bei ca. 15.000 Lehrkräften einen RV-Beitrag für die Träger in Höhe von 243 Mio. €.

RV-Beitrag/Monat Monate Jahre seit 2005 Anzahl LK Schaden der RV Bund
150 € 12 9 ca. 15000 243.000.000

 
Wir halten die Honorarverträge für glattweg illegal, weil Lehrkräfte selbstverständlich in die Betriebsabläufe der Träger eingebunden sind. Deshalb klagen einige Lehrkräfte seit Jahren gegen ihren Träger.

Deshalb ist unsere Hauptforderung, dass die Lehrkräfte den LehrerInnen an staatlichen Schulen gleichgestellt werden. Wir fordern “Gleiches Geld für gleiche Arbeit”. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft fordert nach unserem Wissen heute keine Honorare mehr, sondern die gleiche Bezahlung wie die Lehrkräfte an den Schulen. 

Leider fehlt es den Lehrkräften an einer Lobby, es fehlt am Streikpotential und es würde den Staat auch nicht besonders stören, wenn die Integrationskurse pausieren würden. 
Wir unterrichten “nur” Ausländer, und in den Integrationskursen unterrichten ja “nur” Frauen, die im Berufsleben sowieso chronisch benachteiligt sind, also fällt das alles gar nicht auf.

Von den Grünen, der SPD, der CDU/CSU und der FDP haben wir in den letzten Jahren nicht viel gehört. Sie sind zwar alle sehr verständnisvoll, bringen aber kaum verwertbare Vorschläge.
Lediglich die Linksfraktion arbeitet kontinuierlich an der Problematik und macht sich die Mühe, unsere Mails und Anfragen zu beantworten.

Die Integrationskurse sind ein hervorragendes Beispiel dafür, was passiert, wenn man Bildungspolitik privatisiert: es entstehen Arbeitsbedingungen wie im 19. Jahrhundert, wo man jederzeit ohne Grund gefeuert werden konnte. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Urlaubsentgeld und all die anderen Errungenschaften, die die SPD und die Gewerkschaften mal erkämpft haben, existieren hier nicht mehr. SPD und Grüne haben all das platt gemacht. Deshalb bezeichnen diese Parteien die Integrationskurse bis heute als “tolles Erfolgsmodell”.

Diese Mail schicken wir zeitgleich an ca. 630 Lehrkräfte, und wir würden uns sehr freuen, wenn sich jemand aus Berlin oder Brandenburg bereit erklären würde, über die Frage der Rentenversicherung zu sprechen.

Mit besten Grüßen und herzlichem Dank für Ihr Interesse

Georg Niedermüller
Marion Bergmann
Stephan Pabel
– Initiative Bildung Prekär –    

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Erfahrungsbericht aus den Integrationskursen

Hallo zusammen,

hier nun endlich das längere Schreiben, das ich versprochen hatte. Um meine Beweggründe für den Erhalt der Integrationskurse besser zu verstehen, solltet ihr vielleicht erstmal wissen, wie ich eigentlich zu den I – Kursen bei BAMF kam.
Ich bin seit über 20 Jahren dort tätig, wo es allgemein sehr “wehtut”. Will sagen: So genannte “Problemschulen” mit hohem Migrantenanteil, CARITAS, Sammelunterkunft Asylbewerber, Analphabeten (deutsche wie ausländische), berufliche Wiedereingliederung, Gericht, Gefängnis, Polizei, Frauenhaus.
Daneben habe ich mir ein zweites Standbein mit “Deutsch am Arbeitsplatz” in Firmen geschaffen.
Daher kenne ich das (praktische) Alltagsleben unserer Migranten in allen seinen Facetten und Stolpersteinen. Das Positive wie das Negative in allen seinen Ausformungen.

Außer dem Sprachstudium Italienisch (Übersetzer) verfüge ich über Abschlüsse in einem handwerklichen Beruf (Koch) sowie eine binationale kaufmännische Ausbildung (Groß- und Außenhandel). Später kam dann noch Erwachsenenbildung an der PH dazu.

Schon während des Studiums wurde ich vom italienischen Konsulat im Rahmen des Schulkomitees bestellt, den Eltern der italienischen Schulkinder, Deutsch als Fremdsprache beizubringen. Damals musste man noch seine Zulassung beim Sprachverband und Goetheinstitut erwerben. Nachdem recht bald klar war, dass in der italienischen Gemeinde eine extrem hohe Analphabetenquote vorlag und daher kein herkömmlicher Deutschunterricht möglich war, ließ ich mich in Münster beim Alphaverband ausbilden. Heute wie damals werde ich von allen Seiten angefeindet, dass es kompletter Schwachsinn sei, was ich tue, denn:
1. Es gibt keinen einzigen deutschen Analphabeten!
2. Ein Ausländer kann niemals auf Deutsch alphabetisiert werden!
Da ich das auch noch alles mittels Vorträgen und Zeitungsartikeln “laut in die Welt trompete”, kann ich mich bei einigen Leuten stolz als “persona non grata” fühlen.

Durch meine anderen beiden Berufe, konnte ich bald auch in die berufliche Wiedereingliederung / Berufsvorbereitung einsteigen. Hier unterrichtete ich in einer Art “Kombikurs” die Leute in Deutsch, Allgemeinwissen und beruflicher Kenntnisse. Ergänzt wurde der Kurs von einer Kollegin in Mathematik, Bewerbungstraining und PC – Schulung. Zusätzliche Praktika schlossen den Kurs ab. Die Idee war vom Grunde her super.
In diese Kurse wurden die Leute vom Arbeitsamt (heute Jobcenter) geschickt. Es war dabei völlig egal, ob die Leute alphabetisiert waren, überhaupt fähig waren acht Stunden aktiv zu sein oder in der Schulung grundsätzlich eine Bedeutung sahen. Zum Beispiel konnte der Sinn unserer dualen Ausbildung kaum vermittelt werden. Warum sollte ein Migrant drei Jahre für wenig Geld arbeiten und zusätzlich in die Schule gehen, wenn er schwarz bei Verwandten oder Bekannten mehr Geld “machen” konnte. Es konnte außerdem auf sehr wenig Weltwissen zurückgegriffen werden. Aber im Gegensatz zu den herkömmlichen I – Kursen, hatten die TN wenigstens nach der Schulung einiges an praktischem Wissen zur Hand, das ihnen mehr oder weniger im (beruflichen) Alltag hilfreich war. Mit dem Wissen um Dativobjekte lässt sich bekanntlich schwerlich Geld verdienen und eine Wohnung finden.

Vielleicht habt ihr im vergangenen Jahr im Spiegel die Artikel über die “Verwaltung der Arbeitslosen und Jobsuchenden im Jobcenter” gelesen. Ich erlebte es gleichermaßen wie es dort beschrieben wurde. Nur die Besten hatten eine Chance eine Arbeitsstelle vermittelt zu bekommen. Der Rest von ihnen wird teilweise heute noch in den verschiedensten “Warteschleifen” geparkt. Sie begegnen mir immer wieder zu den verschiedensten Anlässen.

Dann kamen vor ca. 8 Jahren die VHSn mit den I-Kursen vom BAMF.
Das System der VHSn war mir damals seit Jahren durch meine Kursangebote am Abend klar. Kurse sollten sich selber tragen und nur geringe Zuschüsse benötigen um abgehalten werden zu können. Nun bei meinen Italienischkursen und Kochwerkstätten war das nie ein Problem. Ich möchte nicht wissen, wie viele Kurse ich Dank Mischkalkulation damit mitfinanziert habe. Anders war es dann schon mit dem Versuch einen Alphabetisierungskurs zu installieren. Da die Betroffenen die Kursgebühr nicht aufbringen konnten, war nach einem Durchlauf die ganze Sache beendet.
Nun also I-Kurse! Ich wähnte mich im 7. Himmel! Keine Tingelei mehr von einer VHS zur anderen. 5 Stunden am Vormittag respektive Nachmittag. Ein Traum, von dem ich bald erwachte. Die Arbeit war und ist immer noch mein Traumjob. Ich liebe es mit den Leuten zu arbeiten. Nur das ganze Drumherum wurde zu einem echten Horrortrip. Ich nenne hier einige Beispiele aus den letzten acht Jahren. Will aber dabei betonen, dass ich trotzdem in der Zeit auch das Glück hatte, zwei vernünftige und professionell geführte Schulen kennen gelernt zu haben.
• “Schulleitung” besteht aus 74 jährigem Ex-Studienrat “ganz alter Schule”, der mit mir immer gerne “Tacheles” redete, am liebsten am Wochenende per Telefon! Gab es Probleme mit den TN, waren z.B. Abmahnungen fällig, war der Typ plötzlich unpässlich und fiel mir in den Rücken.
• Obwohl die Ausländerbehörde mir ganz klar die Befugnis gab, einen extrem schwierigen TN abzulehnen, zwang mich der Alte, den nicht beschulbaren Typen weiter in meiner Klasse sein Unwesen treiben zu lassen. Gegen meinen ausdrücklichen Willen ließ er diesen vorzeitig zur Prüfung zu, und dabei sollte der Kerl selbstverständlich auch noch bestehen! Meine Weigerung dazu, führte zu heftigen Querelen über Monate hinweg.
• Der Leiter führte die Einstufungstests immer selbst durch. Ergebnis war, dass ich in einer Klasse von 22 TN von primären Analphabeten bis Akademikern alle Varianten von TN sitzen hatte. Wichtig war nur, mein Klassenzimmer voll zu stopfen um “ordentlich Kohle” einzustreichen, die dann irgendwo im Nirwana der VHS verschwand.
• Es mussten dort stets alle sechs Bücher von “Schritte” durchgeackert werden. Ergebnis: Nachdem dann die TN meiner Kollegenschaft prompt durch die Prüfung fielen, bekam ich die TN alle wieder zugeteilt. Nach “erfolgreichem Durchlauf der sechs Bücher und Prüfung” musste ich mit den total frustrierten TN den ganzen Senf von Modul 1 ab nochmals wiederholen, da nichts aber auch gleich gar nichts hängen geblieben war.
• Schulleitung und die gesamte Dozentenschaft sind keine deutschen Muttersprachler.
• Gerne leiten auch Sekretärinnen oder andere Leute aus der Verwaltung mal so nebenbei eine VHS. Sie sind ohne Ausbildung befähigt Kursangebot sowie Kursleiter abzulehnen oder anzunehmen.
• Nachdem ich im vergangenen Jahr immer noch sagenhafte 15 € bekam und dagegen protestierte, wurde eine andere Schulleitung pampig und drohte mit sofortigem Rauswurf. Kurz danach waren dann allgemein 20 € fällig.
• In einer anderen Schule (ehemaliges Fabrikgebäude) hatten wir im Winter keine 12°C im Raum, dafür im Sommer über 50°C. Ergo im Durchschnitt ganz passabel.
Usw. usw. usw

Integrationskurse und Orientierungskurse sollen in erster Linie dazu führen, dass unsere TN in Deutschland ohne fremde Hilfe zurecht kommen. Ich habe einfach keine Lust dazu, mich radebrecherisch mit einem eingebürgertem Deutschen unterhalten zu müssen oder gar für diesen dolmetschen zu müssen.
Dazu muss der Lehrplan angepasst werden. Seit der LiD Test bei uns auch gleichzeitig als Einbürgerungstest dient, muss ich mich wirklich fragen, was das dort Gelernte mit dem wirklichen Leben zu tun hat.
Beispiel: Wir kauen schön langsam das Wahlsystem in der BRD durch. Feine Sache, aber zu was dient das? Wie viele unserer TN werden irgendwann einmal ihr aktives Wahlrecht ausüben??

Nun zum traurigen und brutalem Aspekt:

Was passiert mit Menschen, die die Sprache des Landes nicht beherrschen, deren Alltagsleben immer noch von ihren patriarchalischen teils mittelalterlichen Kulturen bestimmt wird, dabei bis ins Mark traumatisiert sind wenn sie in unserem Hightech – Land stranden. Ich sage bewusst nicht “ankommen”, denn das tun sie schon seit drei Generationen nicht. Orientierung bedeutet für mich auch, dass vor allem Frauen und Kinder, die nicht Deutsch lernen dürfen und keinen Kontakt zu Deutschen haben dürfen, trotzdem erreicht werden, damit sie über ihre Rechte aufgeklärt werden. Keine von den Frauen, die ich in den letzten Jahren unterrichtete oder betreute, wusste davon. Orientierung soll praktische Hilfe geben in einem fremden Land und das schaffe ich nicht mit einem stupiden Test zum Ankreuzen!
Woher soll ein Migrant, der kein Deutsch spricht, wissen, welche Hilfen bei akuten Problemen zur Verfügung stehen. Und wenn er dann davon Kenntnis hat, kann er die erforderlichen Formulare gar nicht ausfüllen und bleibt lebenslang abhängig von Dolmetschern, im schlimmsten Falle aus der Familie.
Das betrifft die philippinische “Katalogfrau”, die vom 40 Jahre älteren Mann tyrannisiert wird, bis zur versklavten Muslima, die nie vor die Haustür darf.
Hier nur ein paar Beispiele aus der letzten Zeit. Wohlgemerkt, ich wohne nicht in Neukölln.

• Kindswegnahme bei italienischen Migranten (beide Alphas, kein Deutsch, über 20 Jahre hier, noch nie gearbeitet) – das Kind wurde von der wohlwollenden Mutter beinahe zu Tode gemästet (knapp 300kg). “Briefe öffnen sie nur, wenn Geld drin ist”.
• Teenager durch Fieberkrampf verstorben, da Mutter sprachlich nicht fähig war, den Notruf rechtzeitig abzusetzen.
• Frau aus dem Kosovo wird in der Familie des Mannes (hauptsächlich durch die Schwiegermutter) misshandelt. Als die junge Frau, die kein Deutsch lernen darf, schwanger wird, nimmt sie die Schwiegermutter zur Abtreibungsberatung, gaukelt ihr einen normalen Vorgang in der BRD vor, Frau unterschreibt und hat drei Tage später ihre Abtreibung!
• Türkische Frau wird vom ganzen Clan misshandelt, wird depressiv. Ehemann dolmetscht und lügt dabei wie gedruckt, die Frau landet vorerst in der geschlossenen Abteilung, bis endlich ein neutraler Dolmetscher gefunden wurde.
• Hochintelligentes kurdisches Mädchen (Notendurchschnitt 1,0) darf nicht auf das Gymnasium wechseln, weil der ungelernte Vater nicht will, dass das Mädchen “besser sein wird” als er.
• Albanische Frau mit kleinem Kind wird vom Mann massiv misshandelt. Kind ist hoch traumatisiert und verletzt sich selbst. Frau kann nicht dazu überredet werden Schutz im Frauenhaus zu suchen, da der ganze Clan sie sonst verfolgen würde.
• Türkische junge Frau wendet sich während des Kurses an mich, ist übersät von Blutergüssen am ganzen Leib. Nach Erstatten der Anzeige verschwindet sie für immer.
• Junge afghanische Frau kippt immer wieder im Kurs um. Durchläuft eine heftige, quälende Hormonbehandlung mit vielen Nebenwirkungen, da sie schließlich hier ist um Kinder zu bekommen, so der Mann. Dass es an ihm liegen könnte, kommt ihm gar nicht in den Sinn.

Ja und dann haben wir noch andere Migranten, denen in ihrem Heimatland die absoluten Märchen über das goldene Leben in Deutschland geschildert werden, diese lassen alles stehen und liegen und kommen hierher um extrem enttäuscht zu werden.
Aktuelles Beispiel: Ein rumänisches Ehepaar, vorher in Italien lebend, kommt hier an eine gute Hausmeisterstelle, obwohl ungelernt und ohne Deutschkenntnisse. Diese veranstalteten einen riesigen Krach beim Arbeitgeber, der mich dann zum Dolmetschen holte. Grund war: Ihnen waren 2600 € netto mit großer Wohnung nicht genug. “Schließlich kämen sie nach Deutschland um einen Berg Geld zu verdienen.”
Orientierung beginnt schon im Heimatland der Leute.

Darum mein abschließendes Plädoyer:

Integrationskurse in andere Hände, weg von den VHSn.
Lehrplan auf die lebensnotwendigen, praktischen Dinge fokussieren.
Dementsprechend alle Lehrkräfte danach ausbilden. Hier gibt es noch erhebliche Unterschiede.
Orientierungskurse so gestalten, dass sich unsere TN danach selbst in der BRD zu helfen wissen.
Last but not least:
Lehrkräfte mindestens gleichstellen mit Berufsschullehrern.

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